Jona Gruber

* 7. März 1908 Bojani (Bukowina, Österreich-Ungarn) † 14. Januar 1980 Kiew (Ukraine)

von Peter Rychlo

Leben und Werk

Jona Gruber, der einer jüdischen Lehrerfamilie aus dem Dorf Bojani bei Czernowitz (rum. Cernăuți, ukr. Чернівці/Tscherniwzi) in der Bukowina entstammte, besuchte in Czernowitz das Reallyzeum. Erste dichterische Versuche erschienen in Junge Stimmen, einer literarischen Beilage der von Alfred Margul-Sperber redigierten Zeitung Czernowitzer Morgenblatt. 1935 publizierte er den auf Jiddisch verfassten Gedichtband Gärten. Ende der 1930er-Jahre studierte Gruber Germanistik an der Universität Krakau, wo er eine rege publizistische Tätigkeit entfaltete. In jiddischer Sprache veröffentlichte er damals die Gedichtsammlungen Weg von der Stadt (Warschau 1938) und Sonne auf der Schwelle (Czernowitz 1940) sowie die Erzählbände Der Fuhrmann (Warschau 1938) und Der Anfang (Czernowitz 1940). Freundschaften verbanden ihn mit Itzig Manger, David Goldfeld und Alfred Kittner. Während des Zweiten Weltkrieges rettete sich Gruber in die Sowjetunion und ließ sich danach in Kiew nieder, wo er als Deutschlehrer wirkte. Seit 1946 war Gruber Mitglied des sowjetukrainischen Schriftstellerverbandes und widmete sich hauptsächlich der übersetzerischen Tätigkeit aus dem Ukrainischen ins Deutsche. (Lessja Ukrainka: In den Katakomben, 1970, sowie eine Auswahl aus dem lyrischen Werk unter dem Titel Hoffnung, 1971; Mychajlo Kozjubinskyj: Novelle, 1971; Jaroslav Halan: Nürnberg 1945, eine Reportagensammlung, 1975; desgleichen erschienen in seiner Übertragung die Sammelbände Ukrainische Volksmärchen, 1977, und Ukrainische Sprichwörter und Redensarten, 1978; zudem einzelne Gedichte von Taras Schewtschenko, Iwan Franko, Pavlo Tytschyna, Maxym Rylskyj, Volodymyr Sosjura, Mykola Bažan, Leonid Pervomajskyj, Andrij Malyschko, Dmytro Pavlytschko, Iwan Dratsch, Borys Olijnyk, Vitalij Korotytsch u. a.). Neben den Übersetzungen stammen aus dieser Zeit auch deutsche Gedichte Grubers, in denen er lyrische Motive mit philosophischer Erfassung des Lebens verbindet und eine klare verknappte Aussage anstrebt. Diese Gedichte sind nur teilweise im Original veröffentlicht worden. Einige Auswahlbände Grubers erschienen in ukrainischer (Mit offenen Augen, 1968; Gedichte, 1989) und russischer Nachdichtung (1969). Dass er seinem mehrsprachigen Herkunftsland Bukowina weiterhin verbunden blieb, bezeugt unter anderem seine deutsche Sammlung rumänischer Sprichwörter.

Archivsituation

Im Deutschen Literaturarchiv Marbach befindet sich ein Gedicht von Jona Gruber: Deutsches Literaturarchiv Marbach, A: Moosdorf, Johanna. Manuskripte anderer. Gedicht von Jona Gruber. 1 Bl.

Werke

Lyrik und Prosa

  • Gärten. Gedichte in jiddischer Sprache. Czernowitz, (o. Verlag), 1935.
  • Weg von der Stadt. Gedichte in jiddischer Sprache. Warschau, (o. Verlag),  1938.
  • Sonne auf der Schwelle. Gedichte in jiddischer Sprache. Czernowitz, (o. Verlag), 1940.
  • Der Fuhrmann. Erzählungen in jiddischer Sprache. Warschau, (o. Verlag), 1938.
  • Der Anfang. Erzählungen in jiddischer Sprache. Czernowitz, (o. Verlag), 1940.
  • Lebenslicht. Gedichte. Zweisprachig, Deutsch/Ukrainisch. Kiew, 1978 (Verlagsangabe fehlt).

Übersetzungen

  • Lessja Ukrainka: In den Katakomben. Aus dem Ukrainischen von Jona Gruber. (o. Ort, o. Verlag) 1970.
  • Mychajlo Kozjubinskyj: Novelle. Aus dem Ukrainischen von Jona Gruber. Grafiken von Wjatscheslaw Dosorez. Kiew, Verlag Dnipro, 1971.
  • 750 rumänische Sprichwörter. Hg. von Monica Rahmil und ins Deutsche übertragen von Jona Gruber. Bukarest, Kriterion, 1973.
  • Pan Kotsky: Ein ukrainisches Volksmärchen. Aus dem Ukrainischen von Jona Gruber. Bebildert von Adel Hilewitsch. Kiew, Verlag Dnipro, 1973.
  • Jaroslav Halan: Nürnberg 1945. Reportagensammlung. Aus dem Ukrainischen von Jona Gruber. (o. Ort, o. Verlag) 1975.
  • Ukrainische Volksmärchen. Ins Deutsche übertragen von Jona Gruber. Illustriert von Roman Adamowitsch. Kiew, Verlag Dnipro, 1975.
  • Das fliegende Schiff. Ukrainische Volksmärchen. Hg. von Wolodymyr Boiko. Aus dem Ukrainischen von Jona Gruber. Illustrationen von Julij Kryha. Kiew, Verlag Dnipro, 1979.
  • Dmytro Pavlyčko: Europas Fürstin. Ukrainisch und Deutsch. Hg. und mit einem Nachwort von Mykola Zymomrya. Deutsch von Jona Gruber. Dresden, Thelem, 2010.

Weblinks


Zitation

Peter Rychlo: Jona Gruber. In: Donau-Karpaten-Literatur: Lexikon zur deutschsprachigen Literatur aus Zentral- und Südosteuropa (2019). URL: https://dokalit.ikgs.de/gruber-jona (Stand: 14.7.2024).

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