Exil-P.E.N.

Kurzform für P.E.N.-Zentrum Schriftsteller im Exil deutschsprachiger Länder, eingetragener Verein

von Hellmut Seiler

Geschichte

Die Entstehung des Exil-P.E.N. im Rahmen des Internationalen P.E.N. geht in der informellen Gründungsphase auf eine nach 1948 aus kommunistischen Staaten geflüchtete Gruppe von Autoren und Journalisten zurück. Hierbei handelte es sich um eine Organisation von Autoren aus Ostmitteleuropa und der Iberischen Halbinsel, die in London zusammenfand. Aufgrund der Bemühungen der polnischen Schriftstellerin Maria Kuncewiczowa und dem Engagement von Autoren aus Ungarn, der Tschechoslowakei und den baltischen Ländern entstand das Centre for Writers in Exile, das im Juni 1951 in Lausanne ins Leben gerufen wurde. Dieses Zentrum diente als Vorbild für den zunächst losen Zusammenschluss der aus osteuropäischen Staaten geflüchteten Autoren, die in der Bundesrepublik Deutschland – vor allem nach 1956 aus Ungarn und nach 1968 aus der Tschechoslowakei – Asyl suchten. Seit den 1980er-Jahren wurden auch SchriftstellerInnen in den Exil-P.E.N.-Club, dem Vorläufer des Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder, aufgenommen, die wegen antisemitischer Ausschreitungen und nationalistisch motivierter Verfolgungen ihre Heimat in Russland und in den mittelasiatischen Sowjetrepubliken verlassen mussten. Hinzu kamen nach 1990 aus politischen Gründen verfolgte Autoren aus dem Iran, Syrien, Vietnam, Togo und Kuba sowie eine Gruppe von Schriftsteller/innen, die aufgrund nationalistischer Diskriminierungen ihre angestammten Lebensräume in Südosteuropa aufgeben musste.

Gegenwärtig gehören dem Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder 90 Mitglieder an.

Struktur

Sitz des Vereins ist Berlin. Der Exil-P.E.N. e.V. in seiner heutigen Form wurde am 12. Dezember 1998 im Schloss Eichholz in Wesseling gegründet. Er gehört dem Internationalen P.E.N. an und wirkt gemäß dessen Charta.

Präsidentschaft

Präsident des Exil-P.E.N. ist Prof. Dr. Wolfgang Schlott von der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, der am 25. November 2006 von der Mitgliederversammlung als Nachfolger von Dr. Rudolf Ströbinger gewählt wurde.

Mitglieder

Zur Aufnahme in den Exil-PEN bedarf es des Vorschlags zweier Mitglieder, die entsprechende Empfehlungen verfassen. Die jeweils nächstfolgende Mitgliederversammlung entscheidet darüber – nach Kenntnisnahme der Vorschläge und Empfehlungen sowie der Eigenvorstellung des/der Kandidaten. Es gilt die einfache Mehrheit.

Folgende deutschsprachige Autoren mit rumänischen Wurzeln sind momentan Mitglieder des Exil-P.E.N.:

  • Samuel Beer,
  • Hans Bergel,
  • Henrike Bradiceanu-Persem,
  • Petra Curescu,
  • Corneliu Dimovici,
  • Dagmar Dusil,
  • Katharina Eismann,
  • Uwe Erwin Engelmann,
  • Ilse Hehn,
  • Steliana Huhulescu,
  • Kira Mantsu,
  • Ruxandra Niculescu-Marek,
  • Edith Ottschofski,
  • Traian Pop,
  • Annemarie Podlipny-Hehn,
  • Horst Samson,
  • Dieter Schlesak,
  • Hellmut Seiler,
  • Stefan Sienerth,
  • Olivia Spiridon,
  • Lucian Manuel Vărşăndan,
  • Erwin Josef Ţigla,
  • Balthasar Waitz,
  • Iris Wolff.

Sekundärliteratur

  • Heidrun Hamersky, Ilse Hehn, Wolfgang Schlott (Hgg.): „Die Sehnsucht, die ist mir so leicht“. Schreiben im Exil. Ludwigsburg, Pop-Verlag, 2016.
  • Horst Samson, Ingmar Brantsch (Hgg.): Heimat – gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien. Ludwigsburg, Pop-Verlag, 2013.
  • Exil-P.E.N. (Hg.): Zuhause nur im Wort. Eine Anthologie der Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Exil deutschsprachiger Länder. Ludwigsburg, Pop-Verlag, 2009.
  • Exil-P.E.N. Berlin (Hg.): Feuer, das ewig brennt. Schriftsteller im Exil stellen sich vor. Egelsbach u. a., Hänsel-Hohenhausen AG, 2001.
  • Exil-P.E.N. (Hg.): Exil in der Literatur. Literatur im Exil. 1956–1996. Norden, SKN, 2001.

Weblinks


Zitation

Hellmut Seiler: Exil-P.E.N. In: Donau-Karpaten-Literatur: Lexikon zur deutschsprachigen Literatur aus Zentral- und Südosteuropa (2019). URL: https://dokalit.ikgs.de/exil-pen (Stand: 07.5.2024).

Nutzungsbedingungen

Dieser Artikel darf vervielfältigt und veröffentlicht werden, sofern die Einwilligung der Rechteinhaber vorliegt. Bitte kontaktieren Sie redaktion@donau-karpaten-literatur.com.

Wenn Sie Hinweise oder Ergänzungen zum Text haben, wenden Sie sich bitte unter Angabe von Literatur- und Quellenbelegen an die Redaktion

0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtigen bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments