Roswith (Roswitha) Capesius

* 4. Februar 1929 in Bukarest (Rumänien)  † 14. März 1984 ebenda

von Christina Rossi

Leben und Werk

Roswith Capesius wurde am 4. Februar 1929 in Bukarest als Tochter des siebenbürgischen Schriftstellers und Sprachwissenschaftlers Dr. Bernhard Capesius und dessen Frau Hilde, geborene Piringer, geboren. Capesius besuchte das Brukenthal-Gymnasiusm in Herrmannstadt (rum. Sibiu, ung. Nagyszeben) und nahm nach ihrem Abitur das Studium der Malerei und Kunstgeschichte an der Kunstakademie Nicolae Grigorescu auf, der heutigen Nationalen Universität der Künste in Bukarest (Universitatea Nationala de Arte București).

Im Jahr 1954 heiratete Capesius den Schriftsteller Oskar Pastior. Dieser war in jungem Alter zunächst als Verfasser traditioneller Heimatgedichte bekannt. Später wandte er sich sprachexperimentellen und lautpoetischen Gedichten zu, die sein dichterisches Hauptwerk ausmachen sollten, für das er 2006 posthum mit dem Büchner-Preis geehrt wurde. Pastior nutzte 1968 einen Studienaufenthalt zur Flucht in die Bundesrepublik Deutschland. Capesius heiratete in zweiter Ehe den Autor und Publizisten Hans Liebhardt.

1970 publizierte sie ihren ersten Gedichtband unter dem Titel Zwischen Fenster und Sein. 1975 erwarb sie ihren Doktortitel im Fachbereich Ethnologie. Mit ihrer Promotion etablierte sie sich als Ethnologin und Kunsthistorikerin auf dem Gebiet der siebenbürgisch-sächsischen Wohnkultur, insbesondere der Bauernmöbeltradition. Von 1975 an war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie und Dialektologie (Institutul de Etnografie și Folclor „Constantin Brăiloiu”) in Bukarest angestellt. Nebenbei war sie als Malerin tätig und mit ihren Werken auf nationalen Ausstellungen vertreten. Erst zehn Jahre nach ihrem ersten Buch folgte 1980 ihr zweiter und letzter Gedichtband Zeichen auf der Schwelle. In den Zeitschriften beziehungsweise Zeitungen Neuer Weg, Neue Literatur und Karpatenrundschau veröffentlichte sie zwischen 1970 und 1977 weitere Gedichte, die sich teilweise auch in ihren Lyrikbänden finden.

Capesius blieb kinderlos. Sie starb am 14. März 1984 im Alter von 55 Jahren überraschend an Herzversagen.

Rezeption

Die Lyrikbände von Roswith Capesius wurden nach ihrem Erscheinen in Zeitschriften und Zeitungen nur spärlich und überwiegend zurückhaltend kritisiert. Auch nach ihrem frühen Tod setzte keine breitere Rezeption ihres Werks in Literaturbetrieb oder Wissenschaft ein. In Abhandlungen zur rumäniendeutschen Literatur der 1960er- bis 1980er-Jahre spielte sie ganz überwiegend keine Rolle mehr. Heute ist sie eher als Ethnologin denn als Dichterin bekannt.

Archivsituation

Im IKGS befindet sich eine bislang nicht archivierte Sammlung zu Roswith Capesius, die zusammen mit dem Archivmaterial ihres Vaters Bernhard Capesius übergeben wurde. Derzeit ist ein Projekt in Vorbereitung, um diese Sammlung zu archivieren. Mit seiner Fertigstellung dürfte 2019 zu rechnen sein.

Werke

Sekundärliteratur

Es existieren bislang keine Forschungsarbeiten oder wissenschaftlichen Texte zu Roswith Capesius als Lyrikerin. Erwähnung findet sie lediglich in ihrer Rolle als Kunsthistorikerin. Ein Forschungsprojekt zu ihrem Werk wird derzeit am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas in München (IKGS) vorbereitet.

Weblinks


Zitation

Christina Rossi: Roswith Capesius. In: Donau-Karpaten-Literatur: Lexikon zur deutschsprachigen Literatur aus Zentral- und Südosteuropa (2019). URL: https://dokalit.ikgs.de/capesius-roswith (Stand: 02.3.2024).

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